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Innere Kohärenz

Innere Kohärenz

„Es gibt einen Unterschied zwischen dem Wissen um den Weg und dem Gehen des Weges.“

Dieser Ausspruch von Morpheus aus dem Film „Matrix“ verdeutlicht den Unterschied zwischen theoretischem Wissen und der praktischen Erfahrung, die notwendig ist, um den Weg wirklich zu gehen. Obwohl ich versucht bin, weiter in die Tiefgründigkeit des Films einzutauchen, möchte ich mich auf diesen einen Gedanken konzentrieren und ihn mit einem anderen Beispiel erweitern, das die Bedeutung von Kohärenz unterstreicht.

Leonard Orr, der Begründer des Rebirthing-Prozesses, wurde häufig mit dem Konzept konfrontiert, dass wir alles erreichen können, was wir uns vorstellen. Als Antwort darauf verwendete er eine eindrucksvolle Metapher: „Stell dir vor, du sitzt mitten in einem großen Feuer – und dann setz dich in das Feuer.“ Diese Worte verdeutlichen auf drastische Weise, dass das, was wir in Gedanken visualisieren, oft nicht mit der Bereitschaft übereinstimmt, die notwendigen physischen und emotionalen Schritte zu tun, um wirklich zu handeln. Die Umsetzung erfordert häufig neue, ungewohnte und herausfordernde Handlungen.

In diesem Zusammenhang spielt Kohärenz eine zentrale Rolle. Sie ist ein vielschichtiger Prozess, der auf verschiedenen Ebenen unseres Wesens wirkt. Oft erscheinen diese Ebenen so unterschiedlich, wie der Geist, der sich das Sitzen im Feuer vorstellt, und der Körper, der sich den Flammen entziehen will. An dieser Stelle lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Kohärenz bezeichnet den Zustand, in dem alle Teile unseres Wesens im Einklang miteinander stehen. Dieser Zustand kann eine transformative, fast magische Qualität entfalten, wenn wir ihn bewusst in unser Leben integrieren. Doch um dies zu erreichen, bedarf es meist kleiner, achtsamer Schritte.

Ein erster Schritt besteht oft darin, die Widersprüche und Diskrepanzen zu betrachten, wie sie in den beiden oben genannten Beispielen auftauchen.

Fast täglich erleben wir Situationen, in denen wir gleichzeitig verschiedene, miteinander im Widerspruch stehende Dinge wollen. Vielleicht möchten wir früh morgens etwas Wichtiges erledigen, schaffen es aber nicht, aus dem Bett zu kommen. Wir haben den Wunsch, einer Freundin einen Besuch abzustatten, aber unsere Müdigkeit hindert uns daran. Oder wir haben uns vorgenommen, uns gesünder zu ernähren, doch bei einer Einladung zu einem Treffen können wir dem süßen Kuchen, der Schokolade und den Chips nicht widerstehen. Und wer kennt sie nicht, die berühmten Vorsätze mit den wir an Silvester ins neue Jahr starten – nur um sie bereits im Januar wieder zu verwerfen? Ich gehe davon aus, dass jeder von uns diese Liste beinahe ins Unendliche fortsetzen könnte!

Diese inneren Spannungen, in denen Absicht und Handlung auseinanderklaffen, sind nahezu universell und gehören zum menschlichen Dasein. In solchen Momenten machen wir uns oft selbst Vorwürfe, zweifeln an unserer Willenskraft oder finden Ausreden, warum wir nicht handeln. Doch an dieser Stelle geht es nicht um „richtig oder falsch“, „gut oder schlecht“ – es geht nicht um Bewertung oder Beurteilung. Vielmehr handelt es sich um eine Art Achtsamkeitstraining, das uns zu einem besseren Verständnis unserer eigenen (verschiedenen) Anteile und Bedürfnisse führt und uns dabei hilft, zu erkennen, welcher Teil uns gerade leitet. Indem wir diese verschiedenen Aspekte unseres Selbst annehmen, anstatt sie gegeneinander arbeiten zu lassen, machen wir bereits einen ersten Schritt, um die Harmonie in unserem System wiederherzustellen.

Der spirituelle Lehrer Thomas Hübl nennt diesen Prozess Synchronisation und nutzt dafür eine Praxis, die er als 3 Sync-Meditation bezeichnet. Diese Praxis, die in ähnlicher Form auch in vielen anderen Traditionen angewendet wird, hilft, die inneren Anteile von Körper, Emotion und Intellekt mehr in Einklang zu bringen. Thomas Hübl beschreibt das so: „Synchronisation ist ein Phänomen, das uns in allen Bereichen des Lebens begegnet, von der kleinsten Zelle in unserem Körper bis hin zum weitreichenden Universum. Es ist ein komplexer, aber gleichzeitig auch einfacher Prozess, der beginnt, wenn wir lernen, unsere drei Körper – den physischen, den emotionalen und den mentalen – zu synchronisieren. Diese Weisheit stammt nicht von mir, sondern von meinem inneren Lehrer.“

Diese Praxis hilft uns, Brücken zwischen Herz und Verstand zu bauen und gleichzeitig den Körper einzuladen, seine eigenen Bedürfnisse mitzuteilen.

Sie befreit uns von der Dominanz des Intellekts, die in vielen westlichen Kulturen vorherrscht, und lässt unser gesamtes Wesen zu Wort kommen. Sie stärkt auch unsere Resilienz und ermöglicht es uns, auch in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben.

Auch Stephen Porges, der Entdecker der Polyvagal-Theorie und Pionier in der modernen Traumaforschung, misst der Kohärenz große Bedeutung bei. Er betont dabei die effektivere Zusammenarbeit der verschiedenen Gehirnregionen, die wiederum Grundlage für unsere Fähigkeit ist, uns an Stresssituationen anzupassen. Laut Porges sind etwa 95 % der Gedanken unbewusst. Ein kohärentes Nervensystem ist besser in der Lage, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen, da es fähig ist, in einen Zustand der Ruhe und Sicherheit zurückzukehren.

Die Arbeit mit Kohärenz ist ein fortwährender Dialog, der uns immer weiter in Einklang mit uns selbst führt. So stellt die Einbeziehung des Nervensystems ebenso einen weiteren Schritt dar wie auch die Betrachtung unseres Energiekörpers. Kohärenz wirkt sich jedoch nicht nur auf unser inneres Gleichgewicht aus. Auch im Außen – in der Begegnung mit anderen Menschen und in unserem sozialen Resonanzfeld – spielt sie eine wesentliche Rolle. Sie wird damit zu einem fortlaufenden Prozess, der niemals abgeschlossen ist – zu einer Reise, die uns tief in unser eigenes Wesen führt und uns gleichzeitig mit dem größeren Zusammenhang des Lebens verbindet. Je mehr wir uns mit Kohärenz befassen, desto klarer wird uns, dass dieser Prozess nicht nur dazu dient, inneren Frieden zu finden, sondern auch dazu, unseren Platz in der Welt zu verstehen und mit anderen in echter, mitfühlender Verbindung zu treten.

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